Lieber Börsianer,

es vergeht derzeit kaum eine Woche, in der uns als Anleger nicht mindestens eine wirklich schlechte Nachricht ereilt. Offenbar denkt die politische Führung in Peking darüber nach, künftig keine Seltenen Erden mehr in die USA zu exportieren. Parteinahe Medien hatten in den vergangenen Tagen entsprechend berichtet. Nicht ganz zu Unrecht bemerken die Berichterstatter, dass die Seltenen Erden im sino-amerikanischen Handelsstreit eine sehr scharfe Waffe sein könnten.  

Zwar sind Seltene Erden, anders als die Bezeichnung vermuten lässt, nicht wirklich knapp in dieser Welt. Ihre Förderung ist allerdings kapital-intensiv und unter ökologischen Gesichtspunkten betrachtet nicht unbedenklich. Deshalb haben die USA und Europa vor allem die Aufbereitung dieser Metalle den Chinesen und in zweiter Linie den Russen überlassen.  

Kurzfristig würde ein Exportstopp für Seltene Erden die US-Wirtschaft also schmerzhaft treffen. Die verschiedenen Seltenerd-Metalle werden auch als die „Vitamine der Chemiebranche“ bezeichnen. Sie werden z.B. benötigt, um Bildschirme heller, Batterien haltbarer oder Magneten stärker zu machen. Es gibt eigentlich keine einzige wichtige Industriebranche, die nicht auf diese „Vitamine“ angewiesen sind. 

Außerdem dürfen wir uns nun darauf gefasst machen, dass der Handelsstreit zwischen Peking und Washington andauern wird, auch wenn die neuen Drohungen aus Peking noch nicht sehr konkret sind. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass die Aktienmärkte in dieser Woche rund um den Globus eher schwach tendierten. US-Techtitel gemessen am NASDAQ 100 verloren ein knappes Prozent. Der DAX sackte sogar wieder unter die Marke von 12.000 Punkten ab und liegt auf Wochensicht kurz vor Handelsschluss über 2 % im Minus.  

Für Neuleser: Agieren Sie zunächst zurückhaltend! 

Aufgrund der schwachen Gesamtlage stufe ich zunächst die Depotpositionen Alibaba und das Vontobel-Zertifikat auf den AI-Index (Künstliche Intelligenz) von Kaufen auf Halten herab. Meine aktuell gültigen Einstufungen erkennen Sie wie üblich auf einen Blick in der Depotansicht am Ende dieses Dokumentes. Insgesamt rate ich Ihnen, auch jenseits des RT-Trenddepots, in den kommenden Tagen eher zur Vorsicht. Ich bin überzeugt, dass Sie die meisten Aktien in einigen Wochen günstiger erstehen werden. 

An dieser Stelle ein Wort an die Leser, die in den vergangenen Wochen neu zum RENDITE TELEGRAMM dazugestoßen sind: Sie scharren jetzt möglicherweise mit den Hufen und wollen Ihre ersten Tech-Positionen aufbauen. Und nun „dürfen“ Sie nicht ran an den Speck. Ich gebe zu, dass ist unbefriedigend. Als verantwortungsbewusster Börsenredakteur ist es allerdings meine Verpflichtung, Ihnen klar und ohne Umschweife zu sagen, wann Sie einen Kauf besser einmal aufschieben. Seien Sie jetzt geduldig! Am Ende wird sich diese Zurückhaltung für Sie auszahlen. 

AMD steigt in der Chip-Branche zum neuen Technologieführer auf

Jetzt ist es quasi offiziell: AMD hat erstmals in seiner Geschichte den Dauerkonkurrenten Intel abgehängt. Auf der Fachmesse Computex 2019 in Taipei erklärte die AMD-Führung, dass man die neuen 7-Nanometer-Chips der Modellreihe Ryzen 3000 planmäßig im dritten Quartal ausliefern wird. Unterdessen bastelt Intel immer noch am 10-Nanometer-Chip, der voraussichtlich erst Anfang 2020 marktreif sein wird. Zu Deutsch: Für knapp 6 Monate wird der Desktop-Chip aus dem Hause AMD am Markt ziemlich konkurrenzlos sein. Das ist in der Branche ein ziemlich mächtiger Zeit- und Wettbewerbsvorteil.  

Und auch danach verfügt AMD immer noch über einen leistungsfähigeren und obendrein günstigeren Chip. Zur Information: AMD und Intel entstanden vor rund 50 Jahren ungefähr zur gleichen Zeit. Bisher war Intel dem Konkurrenten immer eine Nasenlänge voraus. Das ist jetzt anders. Wir haben in der Chip-Branche einen neuen Technologieführer!

Den Investoren ist dies selbstverständlich nicht entgangen. So schaffte die Aktie in dieser eigentlich schwachen Woche einen schönen Kurszuwachs von über 7 %. Wir bleiben zunächst voll investiert (Halten).  

Analyst optimistisch für ISRA Vision – Aktie vor Zahlen gefragt 

Noch heute wird der Spezialist für industrielle Bildverarbeitung, ISRA Vision seine Quartals- bzw. Halbjahreszahlen präsentieren. Das Unternehmen aus Darmstadt war bereits zuvor stark in das laufende Geschäftsjahr gestartet. Die Analysten der Investmentbank Hauck & Aufhäuser erwarten, dass das Unternehmen seinen Wachstumskurs auch im zweiten Quartal fortsetzen konnte. So bestätigte man seine Kaufempfehlung für die Aktie und sieht unverändert auf Sicht von 12 Monaten ein Kursziel von 44 Euro. Das entspricht auf Basis des letzten Kurses einem Potenzial von 37 %.

Chart Isra Vision AG

Chartkommentar: Der Kurs der ISRA-Aktie ist bei rund 30 Euro derzeit nach unten gut abgesichert (grüne Linie). Nennenswerte Kursanstiege erwarte ich kurzfristig noch nicht, selbst wenn die bevorstehenden Quartalszahlen gut ausfallen. Denn die Investoren haben sich bereits vor den Zahlen eingedeckt und die Aktie über 7 % nach oben gekauft.  

Ich empfehle die Aktie bis 35 Euro unverändert zum Kauf, sofern Sie bisher noch nicht investiert sind.  

Fresenius schwächelt mit dem DAX – Analysten loben Finanzstärke

Die Fresenius-Aktie überzeugte in dieser Woche nicht. Gemeinsam mit dem DAX verlor der Medizintechniker rund 2,4 %. Dabei ignorierten die Investoren auch eine Neueinstufung der US-Ratingagentur Standard & Poor’s. Die US-Analysten waren der Meinung, dass das Unternehmen zuletzt seine Finanzstärke nochmals verbessern konnte und hoben daher das Unternehmensrating von BBB- auf BBB (Ausblick stabil) an.  

Natürlich wirkt sich ein verbessertes Rating nicht gleich auf die Gewinnentwicklung eines Unternehmens aus. Gleichwohl unterstreicht Standard & Poor’s nochmals zurecht die große Finanzstärke des deutschen Unternehmens.  

Solche Unternehmen bezeichne ich gerne als Depotstabilisatoren, weil sie jedem Depot auch in bewegten Marktzeiten eine gewisse Stabilität verleihen. Starten Sie gerade als Neuleser genau mit solchen Aktien in das RENDITE TELEGRAMM, um gleich ein solides Fundament zu gewinnen! Die Aktie bleibt also kaufenswert.  

Ich entlasse Sie nun in Ihr wohlverdientes Wochenende. Von mir lesen Sie wieder am nächsten Freitag (7. Juni).  
Mit Börsianer-Grüßen,

Alexander von Parseval

P.S. 
Beachten Sie bitte, dass ich die Kauforder mit Limit 18,75 US-Dollar für Kratos unverändert aufrechterhalte. Zwar hat sich der Kratos-Kurs in dieser Woche erneut von dem empfohlenen Limit entfernt. Möglicherweise ist da allerdings das letzte Wort noch nicht gesprochen.