Das neue Börsenjahr startet müde

Wir haben zuletzt eine großartige Jahresendrally gefeiert. Dabei haben die Investoren offenbar einige Schlucke zu viel aus der Renditepulle genommen. So startet das neue Börsenjahr erst einmal müde. Der DAX verliert etwas über 1 %, während der NASDAQ 100 sogar über 3 % abgibt.

Man muss diese ersten Tage des Jahres nicht auf die Goldwaage legen, zumal die meisten Profis noch gar nicht am Arbeitsplatz sind. Klar ist dennoch, dass wir 2024 nicht gänzlich sorgenfrei sein werden. So ist der Einkaufsmanager-Index der Region Chicago zuletzt überraschend stark gesunken. Zur Info: Dieses Barometer erfasst die Stimmung in den US-Bundesstaaten Illinois, Indiana und Michigan. Dort dominiert eher konventionelle Industrie wie beispielsweise Autobau.

In der Euro-Zone ist unterdessen die Inflation im Dezember wieder leicht auf 2,9 % gestiegen. Natürlich wirkt sich hier das Weihnachtsgeschäft aus, in dem der Einzelhandel die Preise üblicherweise eher nochmals hochfährt. Dennoch gilt: Das Inflationsziel von 2 % ist in den meisten westlichen Volkswirtschaften noch nicht absehbar.

Bedauerlich finde ich zudem, dass sich die Bundespolitik unverändert für die Bekämpfung der Inflation nicht zuständig fühlt. So ist mit Wirkung zum 1. Januar die Mehrwertsteuer auf gastronomische Dienstleistungen von 8 auf 19 % angehoben worden. Ferner greift uns nun die erhöhte CO²-Abgabe indirekt zusätzlich ins Portemonnaie. Deshalb werden die deutschen Inflationsdaten im laufenden Januar kaum positiv ausfallen. Prompt sind auch in den vergangenen Tagen die Marktzinsen wieder gestiegen.

Das ist meine Taktik für die bevorstehenden Wochen: Grundsätzlich bin ich für das Gesamtjahr weiterhin zuversichtlich. Kurzfristig erwarte ich den internationalen Aktienmarkt allerdings eher weich. Wie eingangs dargelegt ist der Nachrichtencocktail aktuell nicht besonders süß. Technisch gilt außerdem: Der Markt ist immer noch mittelprächtig überkauft, sodass wir wahrscheinlich noch einige Prozentpunkte „runtermüssen“.

Deshalb habe ich mich entschieden, dass wir im Januar unser Depot netto erst einmal nicht ausbauen werden. Wenn wir also kaufen, werden wir zuvor eine bestehende Depotposition veräußern.

 

Verkaufskandidat Lufthansa: Bund plant höhere Abgaben für Fluglinien

Ich rate Ihnen nun, die Aktie der Lufthansa zu veräußern. Für diese Transaktion setze ich ein Verkaufslimit von 7,80 Euro, sodass uns zumindest ein kleines Taschengeld bleibt. Terminieren Sie die Order einfach bis Ende Januar (ultimo). Das sind meine Verkaufsargumente.

Erstens, ich hatte die LH-Aktie mit dem Argument der verknappten Kapazitäten angeschafft. Zur Erinnerung: Im Rahmen der Pandemie haben die Fluglinien die Kapazitäten massiv eingeschrumpft und teils in großem Umfang vor allem ältere Maschinen außer Dienst gestellt. 2021 wurde dann offensichtlich, dass die Maßnahmen überzogen waren, sodass seitdem wieder verstärkt neue Jets geordert wurden. Ich gehe davon aus, dass in diesem Jahr die Kapazitätskürzungen weitgehend ausgeglichen werden. 2025 sollten wir sogar in eine Überversorgung in der zivilen Luftfahrt hineinlaufen.

Zweitens, die Bundesregierung plant eine spürbare Erhöhung der Luftverkehrsabgaben. Insgesamt soll die Maßnahme 580 Millionen Euro in die Bundeskasse spülen. Lufthansa wird als Marktführer einen erheblichen Teil dieser Mehrbelastungen zu schultern haben. Das presst den Gewinn der Kranich-Linie absehbar zusammen.

Drittens, Fluglinien sind konjunktur sensibel. Das Frachtaufkommen in der Branche sinkt folglich bereits seit mehreren Quartalen. Ungünstig dürfte für die LH-Aktie zudem wirken, dass die Konjunkturprognosen für den Heimatmarkt ziemlich mittelmäßig sind. Das kann die Gewinnentwicklung der Lufthansa zusätzlich schädigen. Zur Info: 2022 haben die Lufthanseaten jeden vierten Umsatz-Euro im Deutschland-Geschäft erzielt.

Ich sehe durchaus auch Argumente für die Aktie. So ist der MDAX-Titel sicherlich fundamental betrachtet nicht hoch bewertet. Wir müssen also keinen überhasteten Notverkauf durchführen. Freilich gehe ich davon aus, dass ich für das Trenddepot bessere Aktien finden werde.

Empfehlung: verkaufen ab 7,80 EUR

Börsenplatz: Xetra

WKN: 823212 / ISIN: DE0008232125

E-Mobilität enttäuscht zunächst – Ich sehe ein Comeback

Sie alle erinnern sich noch: E-Mobilität war einmal das große Trendthema. Angeführt von Tesla und BYD aus China knallten etwa die Aktien der Lithium-Produzenten durch die Decke. Das weiße Metall war maximal knapp. Gleichzeitig kündigten zahlreiche kleinere Entwicklungsunternehmen diverse Konzepte für die Super-Batterie an. Auch deren Aktien gingen phasenweise steil.

Mittlerweile sehen wir E-Mobilität realistischer. Technologischer Fortschritt ist im Autobau offensichtlich keine Frage weniger Quartale, sondern eher eine Frage von Jahren. Diese Jahre kommen nun. So verfügt der chinesische Autobauer Nio inzwischen über eine 1.000-km-Batterie, die es gemessen an der Reichweite mit jedem Diesel aufnimmt. Natürlich, der Nio-Akku ist kein Schnäppchen und wird zur bevorstehenden Markteinführung in China und Europa über 36.000 Euro kosten. Also: nicht das Auto, sondern nur die Batterie.

Trotzdem hat Nio einen großen Meilenstein geschafft. Ich erwarte, dass Autobauer wie Tesla oder VW nächstens kontern werden. Interessant daneben: Lithium als Batteriematerial ist inzwischen absolut erschwinglich. Das wird den Absatz der E-Autos begünstigen.

An dieser Stelle muss ich die deutsche Politik einmal ausdrücklich loben. So startete zur Jahreswende das sog. Deutschlandnetz. Am Ende des Tages bzw. der Ausschreibung werden wir hierzulande 9.000 weitere Ladepunkte haben. Dabei haben die Planer im Verkehrsministerium sichergestellt, dass auch die Pampa gut versorgt wird, damit der Städter auch gefahrlos anreisen kann.

Noch besser: Diese Ladepunkte sind allesamt Schnelllader, die die Batterie Ihres E-Autos in 5 bis 10 Minuten für die Weiterfahrt füllen werden. Das ist kein übertriebener Optimismus: Ich sage, in den nächsten 12 bis 24 Monaten werden die bisher akuten Probleme in der E-Infrastruktur gelöst.

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