E-Autos vor Durchbruch: Setzen Sie auf VW und Umicore

E-Autos vor Durchbruch: Setzen Sie auf VW und Tesla

Ich lehne mich aus dem Fenster: Die Autobranche steht vor einem fundamentalen Turnaround. Die Jahre der Depression und der Unsicherheit sind vorüber. Man hat wieder einen Kompass und kennt die Richtung. Man hat mental Abstand genommen vom Dieselmotor. Selbstverständlich werden VW, BMW und Co auch in den kommenden Jahren noch viele gute Diesel-Modelle an den Kunden bringen. Aber jeder weiß, der Diesel ist nur noch eine Brückentechnologie, während dem E-Auto die Zukunft gehören wird. Mittlerweile haben wir es alle auch amtlich: So werden ab 2035 in der EU keine Verbrenner mehr zum Straßenverkehr zugelassen.

E-Autos funktionieren jetzt auch im Alltag

Werfen wir einen Blick in die Praxis! Die Angebotspalette der reinen E-Pkws ist mittlerweile enorm. Egal, ob Sie als Kunde einen SUV, einen Kleinwagen eine Limousine oder einen Kombi bevorzugen, Sie werden fündig. So listet der ADAC derzeit 120 Baureihen von 48 Herstellern auf, deren Antriebe elektrisch sind.

Die meisten dieser Fahrzeuge kommen inzwischen auch auf vernünftige Reichweiten und sind alltagstauglich. Die Stromer der 2. Generation sind dabei für die meisten Kunden erschwinglich. Ein Preisvergleich: Der VW ID.3, der im Werk Zwickau vom Band rollt, kostet in der Basisversion rund 40.000 Euro (vor Kaufprämie). Der aktuelle Golf der Version 8 kostet in der Basisversion derzeit knapp  32.000 Euro kosten. Berücksichtigt man allerdings die staatliche Prämie für den Kauf eines E-Pkws, fällt der Preisvorteil des konventionellen Golf-Modells nur noch moderat aus. Mit steigendem Produktionsvolumen wird dieser Preisvorteil der Verbrenner in naher Zukunft weitgehend verschwinden.

Erstmals mehr Strom-Ladestationen als Benzin-Tankstellen

Es ist ein verbreiteter Irrtum, dass die Lade-Infrastruktur in Deutschland oder Mittel-Europa unzureichend ist. Das sagen die nackten Zahlen: Gegenwärtig werden allein hierzulande über 84.000 Ladepunkte betrieben.

Zum Vergleich: Konventionelle Tankstellen finden Sie in Deutschland noch rund 14.400. Ich will dabei nicht unerwähnt lassen, dass sich viele Elektro-Tankstellen auf dem Boden etwa eines Firmengeländes befinden und nicht uneingeschränkt zugänglich sind. Problematisch ist zudem, dass viel zu wenige Privathaushalte über eine vernünftige Ladestation verfügen. Die Nutzung einer konventionellen Haushaltssteckdose zum Aufladen der Batterie ist allerdings nicht wirklich empfehlenswert. Hier benötigt etwa der neue Elektro-SUV von Daimler (EQC 400) fast 40 Stunden für eine Vollladung der großvolumigen Batterie. Es ist überhaupt fraglich, ob eine konventionelle Niederspannungs-Steckdose einen solchen mehrstündigen Betrieb unter Hochlast auf Dauer unbeschadet übersteht.

Aber dieses technische Problem ist lösbar. So erwerben Sie eine brauchbare Wandladevorrichtung für Ihre Garage bereits ab 500 Euro. Zudem subventionieren viele Stadtwerke und lokale Versorger aus wohlverstandenem Eigeninteresse den Kauf dieser Geräte. Mit einer solchen Vorrichtung laden Sie dann den Daimler-SUV in 3 Stunden auf.

Fazit: Die E-Autos der 2. Generation sind inzwischen erschwinglich und alltagstaunlich. Lediglich längere Urlaubsreisen erfordern eine gewisse Planung der Route unter besonderer Berücksichtigung der Ladestationen. Im Prinzip gilt aber: Egal, ob Sie nach Spanien, Kroatien oder sogar Bulgarien reisen möchten, Sie werden nie unversorgt bleiben.

Reichen E-Autos allein für die Wende?

Das bedarf keiner Erklärung: Der Markt für E-Autos ist – ungeachtet des exorbitanten Wachstums –immer noch klein. Auch im kommenden Jahr werden die Stromer weder bei VW noch bei BMW kaum über 10 % zum Gesamtumsatz beitragen. Aber: Das Thema E-Mobilität hat für die Aktien der Branche einen enormen psychologischen Wert. Denn jetzt werden VW und Co wieder zum Träger des Fortschritts. Vorbei sind die Zeiten, wo diese Unternehmen uns nur mit Rückrufaktionen aufgrund der sog. Schummel-Software und anderen schlechten Nachrichten nervten. Ab jetzt lesen wir unter anderem vom elektrischen VW ID.3 mit zukunftsweisendem digitalem Cockpit und Internetanschluss.

Das prophezeie ich: E-Mobilität wird noch richtig „cool” werden. Derzeit werden konventionelle Auto-Aktien unter Buchwert gehandelt. Der Buchwert beschreibt in der Praxis eigentlich den denkbar niedrigsten Wert einer Aktie bzw. eines Unternehmens. Notiert eine Aktie unter Buchwert bzw. ihrem inneren Wert, unterstellt dies ein Konkursrisiko. Im Bezug auf die Autowerte ist diese Markteinschätzung lächerlich. Auch gemessen am KGV oder der Dividendenrendite gehören BMW, VW und Co gegenwärtig zum Günstigsten, was der deutsche Kurszettel für Standardaktien hergibt.

Derzeit setze ich aus dem Segment der konventionellen Autobauer auf die Aktie der VW. Sie notiert gegenwärtig über 60 % unter ihrem Buchwert pro Aktie. Bei diesen Preisen kann man immer kaufen.

VW AG in EUR:

WKN: 766403
ISIN: DE0007664039

 

Schätzungen zu VW:

Jahr 2022 2023e 2024e 2025e
Gewinn je Aktie in EUR:
29,7 31,4 30,7 32,6
Gewinnwachstum in %: 0 +6 -2 +6
Umsatz in Mrd. EUR: 279,23 308,74 313,37 326,16
Umsatzwachstum in %: +12 +11 +2 +4

Lithium-Recycling: Umicore erwartet Milliardengeschäft

Lange Jahre haben wir als Investoren nur von Internet und von Künstlicher Intelligenz gesprochen. Dabei haben wir ein wichtiges Segment der globalen Wirtschaft vernachlässigt: den Rohstoff-Markt. Hier wurden Minen geschlossen, Schürfrechte zurückgegeben, also allerorten Kapazitäten eingedampft. Dabei hat man den Bogen offensichtlich überspannt, sodass der Markt jetzt teils dramatisch unterversorgt ist. Die Notierungen etwa für Eisenerz und Kohle haben sich in den vergangenen 12 Monaten mehr als verdoppelt. Kupfer ist heute fast 60 % teurer als vor Jahreswende. Die Nickel-Preise rückten um knapp 40 % vor.

Erste Marktbeobachter sprechen bereits von einem neuen Rohstoff-Superzyklus, in dem die Preise in großer Breite und vor allem mehrjährig ansteigen werden. Nur ganz am Rande: Im letzten Superzyklus (2000 bis 2008) haben sich einige von uns die Taschen richtig prall gefüllt. Mittlerweile ist der zentrale Preistreiber des Rohstoff-Booms offensichtlich.

Die drei großen Volkswirtschaften China, USA und EU fahren zurzeit teils billionenschwere Infrastrukturprogramme an, und das auch noch ungefähr zeitgleich. Straßen und Brücken werden er-tüchtigt bzw. neu gebaut. Daneben soll die Energie-Infrastruktur umgebaut werden. Und für alle diese Projekte braucht man Rohstoffe in rauen Mengen.

Das unbekannte Rohstoff-Unternehmen

Daneben hat sich in den letzten 12 bis 24 Monaten die E-Mobilität als Phänomen des Massenmarktes durchgesetzt. Noch vor wenigen Jahren war der US-Autobauer Tesla mit seinen E-Fahrzeugen ziemlich allein im Markt. Heute bringen Massenhersteller wie VW, Ford oder Stellantis fast quartalsweise neue E-Modelle an den Markt. Die Folge: Die Preise für die sog. Batterierohstoffe wie Lithium, Nickel oder Kobalt explodieren. Die Notierung für hochreines Lithiumcarbonat etwa hat sich seit Jahresbeginn fast verdoppelt.

Es gibt wahrscheinlich nur ein Unternehmen auf dieser Welt, das nahezu alle Edel- und Industriemetalle produziert. Trotzdem wird das Unternehmen bzw. seine Aktie in fast jeder Analyse des Rohstoffmarktes ignoriert. Das belgische Unternehmen Umicore hat tatsächlich seine Wurzeln im Bergbau. Es wurde als staatliches Bergbau-Unternehmen 1906 gegründet und beutete vor allem Lagerstätten in Belgisch-Kongo aus. Mittlerweile fördert Umicore allerdings kein einziges Gramm Gold, Silber, Platin oder Kobalt mehr bergmännisch.

Stattdessen bereitet man am Standort Hoboken-Antwerpen Schrottmetalle aller Art auf. Beispiel Gold: Die Belgier produzieren jedes Jahr rund 100 Tonnen Gold und verkaufen dies unter eigenem Prägestempel an institutionelle und private Anleger. Ferner recycelt man sämtliche Platinmetalle sowie Silber. Im Segment der klassischen Industriemetalle versorgt man den Markt jährlich mit rund 36.000 Tonnen wiederaufbereitetem Kupfer und knapp 13.000 Tonnen Blei. Unter dem Strich bereiten die Belgier über 20 Metalle auf.

Milliardengeschäft Lithium-Batterie

Unter diesen Metallen befinden sich selbstverständlich auch diverse Batteriemetalle. Umicore bereitet diese Metalle seit rund 10 Jahren auf. Bisher stammte das Material wesentlich aus den Akkus von Laptops, Smartphones, kabellosen Zahnbürsten oder Akku-Schraubern. Das ist ein ganz nettes Geschäft für das Unternehmen aus Antwerpen. Freilich verursacht es schon einen gewissen logistischen Aufwand, die Akku-Schrauber oder Elektro-Zahnbürsten überall einzusammeln. Und die Ausbeute hält sich in Grenzen. So finden Sie etwa in einem Smartphone 30 Milligramm Gold und in seiner Batterie 6 Gramm Kobalt. Rund 250 Millionen solcher Kleingeräte verarbeitet
Umicore pro Jahr.

Sie ahnen, worauf ich hinauswill. Umicore wird im E-Batterie-Recycling vom Gramm- auf das Kilogramm-Geschäft umsteigen. Dazu einige Zahlen: Der Akku eines E-Autos liefert je nach Modell zwischen 7 bis 12 Kilogramm Kobalt, sowie rund 35 Kilogramm Nickel und zum Schluss 6 bis 12 Kilogramm Lithium. Nun verstehen Sie, was ich mit Kilogramm-Geschäft meine. Umicore bereitet solche E-Auto-Batterien bereits seit 2011 auf und gehört damit zu den Pionieren der ersten Stunden.

Dabei hat man allerdings bislang das Metall Lithium quasi weggeschmissen. Denn die
Herauslösung des Materials aus dem Korpus der Batterie war technisch sehr komplex und hat sich aufgrund zwischenzeitlich verfallener Lithiumpreise nicht gerechnet.

Das Blatt hat sich allerdings in jeder Hinsicht gewendet. Die Rückgewinnung des Metalls aus der Batterie ist technisch nun möglich und rechnet sich auf dem derzeitigen Preisniveau für Rohlithium. Außerdem wird nun nach rund 10 Jahren E-Mobilität die erste größere Welle der Lithium-Ionen-Batterien zur Wiederaufbereitung in die Werke zurücklaufen.

Mit anderen Worten: Unternehmen wie Umicore finden nächstens auch die benötigte Stückzahl am Markt, um das Recycling lukrativ zu betreiben.

Das ist keine Übertreibung: Hier wird sich in den kommenden Jahren für die Unternehmen der Recycling-Branche ein ganz neuer Milliardenmarkt öffnen. Erste Schätzungen gehen davon aus, dass im Jahr 2030 E-Batterien im Gewicht von 1,8 Millionen Tonnen zur Wiederaufbereitung anstehen. 2040 sollen es bereits 6 Millionen Tonnen sein. Umicore wird also in den nächsten Jahren viel Arbeit haben.

Ein politisch abgesichertes Geschäft

Recycling rechnet sich logischerweise immer besonders dann, wenn die Rohstoffpreise steigen. Je teurer ein Metall, desto höher die Nachfrage nach entsprechenden Dienstleistungen. Dieser Zusammenhang gilt allerdings nur teilweise für das Segment der Batterierohstoffe. Hier finden wir nämlich eine politische Komponente vor.

So sieht eine EU-Verordnung vor, dass die Autobranche bis 2026 für die Metalle Kobalt, Kupfer und Nickel eine Reycling-Quote von 90 % schaffen muss. Für Lithium sieht Brüssel eine Quote von 35 % vor. Dabei ist es unerheblich, ob eine Tonne Lithium zu diesem Zeitpunkt 12.000 Euro oder nur 120 Euro kostet. Der Autobauer muss die Batterien in jedem Fall nach Hoboken zu Umicore schaffen.

Fazit: Ich erwarte mir viel von der belgischen Aktie. Der Umicore-Titel ist aktuell fester Bestandteil des Trenddepots im RENDITE TELEGRAMM.

Umicore S.A. in EUR:

WKN: A2H5A3
ISIN: BE0974320526

 

Schätzungen zu Umicore S.A.:

Jahr 2022 2023e 2024e 2025e
Gewinn je Aktie in EUR:
2,37 1,78 1,80 1,94
Gewinnwachstum in %: -7 -25 +1 +8
Umsatz in Mrd. EUR: 4,16 4,13 4,48 5,00
Umsatzwachstum in %: +5 -1 +9 +12