Investoren bereiten sich auf Zwischenkorrektur vor

In dieser Woche hat sich mein Eindruck verfestigt, dass viele Investoren vorübergehend aus dem Markt herausgehen möchten. Momentan fehlen uns etwas die positiven Markttreiber. So verliert der NADAQ 100 auf Wochensicht über 3 %, während der DAX etwas über 1 % einbüßt.

Aus gegebenem Anlass eine kurze Einlassung zu den jüngsten Ereignissen im Nahen Osten: Gestern hat Israel offenbar mit Raketen und einigen Drohnen Militäranlagen nahe der iranischen Stadt Isfahan angegriffen. Glaubt man ersten Berichten, war der Luftschlag eher symbolischer Natur. Natürlich sind die Vorgänge in der Region kein echter Kurstreiber. Gleichwohl sehen die meisten Beobachter momentan kein Risiko für eine offene militärische Auseinandersetzung zwischen den beiden Erzfeinden Israel und Iran.

Ich gehe eigentlich davon aus, dass sich beide Seiten nächstens wieder entspannen werden. Am Markt ist man offensichtlich ungefähr gleicher Meinung. So ist etwa US-Öl der Sorte WTI auf Wochensicht um über 4 % gefallen. Europäisches Heizöl ist sogar noch etwas stärker zurückgekommen. Hier gilt: Die Öllager sind weltweit ganz gut gefüllt, und die großen Verbraucher der nördlichen Welthalbkugel starten bald in den Sommer. Die Nachfrage wird also absehbar eher zurückgehen.

Zurück zum Aktienmarkt: Derzeit verfahren die Investoren nach einem einfachen Prinzip. Liefert ein Unternehmen schlechte Nachrichten, verkauft man natürlich sowieso. So sackte gestern die Netflix-Aktie um rund 6 % ab, nachdem sich die Unternehmensführung nur vorsichtig zum laufenden Quartal geäußert hat.

Aktien fallen zurzeit allerdings auch, wenn das entsprechende Unternehmen liefert. So gestern bei unserer Position Taiwan Semiconductor. Die Taiwanesen haben Umsatz und Gewinn im letzten Quartal prozentual ausgeweitet und die Erwartungen durchaus übertroffen. Die Investoren freuten sich darüber und haben schließlich Gewinne mitgenommen.

Gleichwohl müssen wir jetzt nicht im Markt irgendwelche Störer oder vermeintlichen Krisensymptome suchen. Es sind nämlich keine da. Die Wahrheit ist ganz einfach. Beispiel NASDAQ 100: Der Tech-Index notiert aktuell auf Jahressicht immer noch mit rund 33 % im Plus. Das ist ein ganz stattlicher Wert, der aber eben nicht unbedingt nach größeren Kauftransaktionen schreit.

Ich kann Ihnen zu diesem Zeitpunkt nicht sagen, wie lange dieser Schwachtrend anhalten wird. Vielleicht ist Ende Mai bereits alles ausgestanden, vielleicht zieht sich die Korrektur im ungünstigen Fall bis Juli oder August. Fakt ist allerdings, dass der breite Aktienmarkt momentan technisch betrachtet bereits leicht überverkauft ist. Auf der anderen Seite sehe ich speziell im US-Tech-Segment eine ganz Reihe großzügiger Bewertungen. Betrachten Sie hierzu bitte den im Folgenden abgebildeten Chart des NASDAQ 100!

NASDAQ 100

Charterklärung: Ich halte es für ausgemacht, dass der US-Index zeitnah bis auf 17.000 Zähler zurücklaufen wird. Im optimalen Szenario startet er mindestens einmal in eine Phase der Stabilisierung. Realistischer erscheint mir aber das Szenario 16.000 Punkte. Hier verläuft eine deutlich stärkere untere Unterstützung. In diesem Fall hätte der Index – gerechnet auf das letzte Allzeithoch – über 11 % Performance abgebaut. Das ist für einen breiten Index schon recht anständig. Faktisch bedeutet ein derartiger Abschlag, dass zahlreiche Indexmitglieder 20 bis 30 % abgegeben haben. Und genau hier kann man sich dann nach der Korrektur sinnvoll bedienen.    

Updates: Taiwan Semiconductor liefert – Microsoft mit +48 % verkauft

Der taiwanesische Spezialist für Auftragsfertigung im Segment Halbleiter und Mikrochips hat im abgelaufenen Quartal den Umsatz um 13 % auf umgerechnet knapp 19 Milliarden USD gesteigert. Der Nettogewinn expandierte um 9 % auf rund 7 Milliarden USD. Erwartungsgemäß profitierte das Unternehmen von einer sehr robusten Nachfrage nach KI-Beschleunigern (AI Accelerator Chips).

Unter dem Strich haben die Taiwanesen etwas besser als erwartet abgeschnitten. Die Geschäftszahlen sind also gut, aber nicht perfekt. So beklagte man sich über eher dünne Nachfrage nach konventionellen Halbleitern, etwa für Anwendungen der Konsumelektronik. So war der Umsatz mit Mobilfunk-Chips um 16 % rückläufig. Zwar hat diese Sparte schon zuletzt an Umsatzgewicht im Unternehmen verloren. Ausweislich der frischen Zahlen erzielt man noch 38 % im Segment Mobilfunk. 

Die Asiaten erkennen hier eine globale Konjunkturmüdigkeit. Unter dem Strich verliert die Taiwan-Aktie auf Wochensicht zunächst über 9 %.

Gleichwohl bleiben wir vollständig investiert (Halten). Ich sehe hier weiteren moderaten Korrekturbedarf. Insgesamt aber darf kein ambitionierter Anleger auf diese Chip-Aktie verzichten.  

Unterdessen habe ich die Aktie der Microsoft über das Handelssystem Tradegate zu 377,40 Euro veräußert, nachdem das von mir genannte Stop Loss gegriffen hat. Natürlich hatte ich insgeheim die Hoffnung, dass der Qualitätstitel uns noch einige Wochen erhalten bleibt. Trotzdem freue ich mich selbstverständlich über 48 % gesicherten Buchgewinn.

Ich bestätige die Verkaufsempfehlung für die Aktie der Microsoft. Ein Rückkauf auf günstigerem Kursniveau ist für uns immer eine Option.

 

Hinweis: Die nächste Wochenausgabe entfällt ausnahmsweise

Bitte beachten Sie, dass ich am kommenden Freitag, den 26. April die Börsenmesse Invest in Stuttgart besuchen werde. Folglich muss an diesem Tag ausnahmsweise die übliche Wochenausgabe des RENDITE TELEGRAMM entfallen. Gleich am 30. April bin ich allerdings mit der Hauptausgabe wieder „bei Ihnen“.

Sind Sie eigentlich auch vor Ort? Vielleicht laufen wir uns über den Weg. Das würde mich auf jeden Fall sehr freuen.